Schule
Oberhuber
Eine Sammlung als Programm
29.04.2022
Eröffnung:
Mittwoch, 4. Mai 2022, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 4. Mai - 2. Juli 2022. Verlängert bis 30.7.2022.
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag: 14:00 bis 18:00 Uhr
Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof
Schönlaterngasse
5, Stiege 8, 1. Stock, 1010 Wien
Die von Cosima Rainer und Robert Müller kuratierte Ausstellung thematisiert
Oswald Oberhubers wegweisende und vielschichtige Praxis, durch die er die Hochschule für angewandte Kunst in den 1970er bis
1990er Jahren prägte und einen kunstpolitischen Diskurs entwickelte, der bis heute Relevanz hat.
Der Künstler,
Ausstellungsmacher, Kritiker und Hochschulrektor Oswald Oberhuber (1931-2020) orientierte sich an einem Konzept der „permanenten
Veränderung“. Seine Gestaltungsideen zogen sich durch alle Bereiche der Hochschule bis zur Gründung einer Kunstsammlung. Dabei
spielt Oberhubers kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Hochschulgeschichte, mit einer „österreichischen Kunstgeschichte“
sowie mit den Auswirkungen des NS-Regimes eine wichtige Rolle.
In der Ausstellung Schule
Oberhuber wird anhand der Bestände von Kunstsammlung und Archiv das Potenzial einer
universitären Sammlung für eine kritische Befragung kunsthistorischer Erzählungen in den Blick genommen. Da an der ehemaligen
k.k. Kunstgewerbeschule bereits seit 1867 Frauen zum Studium zugelassen wurden, wenn auch mit Einschränkungen und Unterbrechung,
bildete sich in der Sammlung dennoch eine Art Alternativ-Erzählung zum vorherrschenden Kanon ab. Ebenso öffnet auch die
veränderte Sichtweise auf die einst durch Hierarchien getrennten Bereiche der angewandten und bildenden Kunst neue Perspektiven.
Ausgehend von Oberhubers Ausstellung Österreichische Avantgarde 1900-1938. Ein unbekannter Aspekt (1976/77)
und seiner Großskulptur Museum im Museum (1978) sowie weiteren Publikationen und Ausstellungsprojekten
des Künstlers, wird dessen Bestreben einer Revision des bis dahin gültigen Kanons zur Kunstgeschichte der Moderne sowie die
Proklamation einer alternativen „künstlerischen Schule“ reflektiert und ausgestellt. Die Arbeiten zahlreicher Schüler*innen
und Künstler*innen aus der Sammlung verdeutlichen die fortschrittliche Lehrpraxis an der ehemaligen Kunstgewerbeschule um
1900 und zeichnen die Verbindungen der Arbeiten zu den europäischen Avantgarden sowie grundlegenden Debatten um künstlerische
Formfragen nach.
Diese Form-Debatten entfalten sich auf besondere Weise durch die künstlerische Ausstellungsgestaltung
von Robert Müller, durch die die Werke auf verschiedenen Ebene miteinander korrespondieren. Gleichzeitig findet man einen
Erzählstrang, der mit Oberhubers Gestaltungs- und Vermittlungsformen wie seinen Plakaten, Möbeln und Publikationen durch die
Ausstellung leitet.
Die Ausstellung geht nicht zuletzt Oberhubers Bestreben nach, mit einer künstlerisch
forschenden „Schulsammlung“ einen vielseitigen und emanzipatorischen Diskurs um die Positionierung voranzutreiben. Sein Engagement
für einen erweiterten Blick auf 'die' Moderne(n) positioniert sich dabei fernab von Reinheitsphantasien. Die Ausstellung,
die Oberhubers Installation Museum im Museum (1979) paraphrasiert, kann als eine Art „Schule in der Schule“ gelesen werden,
die seine wegweisende Arbeit an und mit der Sammlung neuartig sichtbar machen möchte und zu zeigen versucht, wie sehr sie
gerade heute relevant ist.
Die Ausstellung zeigt u.a. Werke von: Georg Adams-Teltscher,
Rudolf Baschant, Eduard Bäumer, Ilse Bernheimer, Camilla Birke, Eugenie Blöch, Sándor Bortnyk, Alfred Buchta, Abteilung
Franz Čižek, Friedl Dicker-Brandeis, Oskar Donau, Anny Dollschein, Elsa Engel-Mainfelden, Mathilde Flögl, Helene Gschliesser-Cornaro,
Albert Paris Gütersloh, Oswald Haerdtl, Franz Hagenauer, Margarete Hamerschlag, Gerta Hammerschmied, Carry Hauser, Josef
Hoffmann, Franz Joseph Howanietz, Lilly Jacobsen, Hilde Jesser-Schmid, Lajos Kassák, Elisabeth Karlinsky, Paul Kirnig, Erika
Giovanna Klien, Elisabeth Kudisch-Zuba, Maria Likarz-Strauss, Richard Loederer, Oskar Kokoschka, Broncia Koller-Pinell, Silvia
Koller, František Kupka, Erich Mallina, Arnold Nechansky, Oswald Oberhuber, Dagobert Peche, Elisabeth Pfanhauser, Otto Prutscher,
Gertrude Neuwirth-König, Johanna Reismayer-Fritsche, Felice Rix, L.W. Rochowanski, Otto Rudolf Schatz, Hugó Scheiber, Anna
Schlechta-Truxa, Albert Schneck, Arnold Schönberg, Margarete Schütte-Lihotzky, Max Snischek, Karl Steiner, Frieda Stökl,
Oskar Strnad, Hans Strohofer, Marianne My Ullmann, Maria von Uchatius, Franz von Zülow, Otto Erich Wagner, Trude Waehner,
Vally Wieselthier, Eduard Wimmer-Wisgrill, Bruno Zuckermann, Werkstatt Emmy Zweybrück
Kuratiert
von: Cosima Rainer und Robert Müller
Wissenschaftliches Projektteam Kunstsammlung und Archiv:
Judith Burger, Silvia Herkt, Stefanie Kitzberger, Laura Egger-Karlegger, Eva Marie Klimpel, Bernadette Reinhold
Ausstellungsgestaltung:
Robert Müller
Als Fortsetzung der Ausstellung wird von September - November 2022 in der Universitätsgalerie
ein Schwerpunkt zu den Werken der Künstlerin Friedl Dicker-Brandeis (1898 - 1944) in der Kunstsammlung der
Angewandten folgen. Zu beiden Ausstellungen erscheinen umfangreiche Publikationen.